FÜHREN BEGINNT IM INNEREN.

Nach außen waren wir ein Führungsteam – intern standen wir kurz vor der Implosion. Strategisch liefen die Dinge. Zahlen, Wachstum, alles gut. Aber unter der Oberfläche: Misstrauen, Rückzug, unterschwellige Konkurrenz. Irgendwann sprachen wir nur noch das Nötigste. Und selbst das wurde gedeutet. Über Dritte bin ich auf Jennifer gestoßen. Ich wollte keine Mediation, keine Moderation. Ich brauchte Klarheit – für mich. In der 1:1-Arbeit mit ihr habe ich verstanden, was ich im Team (unbewusst) mitgestaltet habe. Welche Dynamiken liefen, welche Rollen wir verteidigten – und was wirklich auf dem Spiel stand. Eine systemische Perspektive hat mir geholfen, anders zu führen. Nicht reaktiver – sondern klarer. Heute weiss ich wo mein Einfluss beginnt und wo er aufhört.

Die Nachfolge war vorbereitet. Die Zahlen stimmten. Die Rollen waren aufgeteilt – an meine beiden Kinder. Und trotzdem: Innerlich war ich weit entfernt davon, loszulassen. Es ging um mehr als Positionen und Prozesse. Es ging um mein Vermächtnis. Um Macht. Um Stolz. Um die Frage, was bleibt, wenn ich die Verantwortung abgebe. Und auch darum, wie meine Kinder miteinander klarkommen. Jennifer hat diesen Übergang begleitet – nicht betriebswirtschaftlich, sondern systemisch. In ihrer ruhigen Art hat sie mir geholfen, zu sehen, wo meine eigenen Muster mitspielen. Wie Loyalitäten, alte Familienrollen und unausgesprochene Erwartungen unser Miteinander beeinflussen – trotz klarer Faktenlage. Heute ist das Unternehmen übergeben. Nicht perfekt – aber bewusst. Und ich habe gelernt, nicht nur Kontrolle abzugeben, sondern Vertrauen zuzulassen.

„Verkaufen an Fremde – das klingt nach Strategie. Aber es fühlt sich an wie Abschied.“ Ich hatte mich für den Verkauf entschieden. Nach langen Verhandlungen, Zahlen, Gutachten – es war wirtschaftlich klug. Aber menschlich? Unterschätzt. Was es bedeutet, das eigene Lebenswerk an Fremde zu übergeben, das spürt man erst, wenn es passiert. Da war plötzlich Unsicherheit, Scham, ein Gefühl von Schwäche. Ich fühlte mich fehl am Platz – in meinem eigenen Unternehmen. Jennifer war in dieser Zeit präsent – systemisch, ruhig, klar. Nicht als Coach im Hintergrund, sondern als Begleiterin mitten im Prozess. Sie hat mit mir gearbeitet – aber auch mit dem Unternehmen. Mit Strukturen, mit Fragen, mit emotionaler Klarheit. In Momenten, in denen ich mich überfordert gefühlt habe, war sie mein Anker. Kein Berater, keine Psychologie – sondern echtes Mitgehen, mit Haltung. Heute ist das Unternehmen verkauft. Und ich bin wieder in meiner Kraft – nicht, weil alles leicht war, sondern weil ich es nicht allein durchgehen musste.